In Deutschland bedienen wir uns gerne englischer Begriffe in unserer Alltagssprache. Nicht immer ist das eine glückliche Wahl, denn Muttersprachler würden diese Begriffe nie in unserem Kontext verwenden.
Das ist nicht erst seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 so, als sich das „Public Viewing“, als das gemeinschaftliche Verfolgen der Fussballspiele im Deutschen etablierte. Das was in der Fachsprache als Neologismus (Neues Wort, Lehnbegriff) bezeichnet wird, bekommt bei uns eine neue Bedeutung. Was viele nicht wissen, die exakte englische Bezeichnung für Public Viewing im Kontext eines Sportereignisses heißt public screening. Das „Screening“ wollten die Veranstalter wegen der möglichen negativen Assoziation nicht haben und erklärten zur Erheiterung der englischen Muttersprachler das Public Viewing, was eigentlich richtig übersetzt bedeutet: „die Leichenschau“, zum fröhlichen gemeinsamen Erlebnis.
Ich kann mich noch erinnern als ich das erste Mal in England eine Präsentation hielt und den Moderator bat den „Beamer“ einzuschalten. Seine Antwort war: „Geht nicht, der steht in der Garage!“ Ein Klassiker, wie mir später erst bewusst wurde. „Beamer“ verwenden englische Muttersprachler als Kurzform für einen BMW. Man sieht, auch im Englischen kennt man Neologismen, über die wir Deutsche herzlich lachen können.
Das mag ja alles noch lustig sein und schadet auch niemand. Wenn es aber um die Existenz einer ganzen Branche geht, dann hört der Spaß auf und wir müssen mit Neologismen exakt umgehen oder gleich einen Deutschen Begriff wählen, um eindeutig zu sein.
Wer aufmerksam die NiSV-Fachkunderichtlinie durchliest, wird auf den Begriff „multiple choice“ stoßen. Multiple Choice (oder kurz MC genannt) ist eine Form der schriftlichen Prüfung, die weltweit verbreitet ist.
Schlägt man „multiple choice“ im Oxford Dictionary, der unumstrittenen Referenz der englischen Sprache, nach, erhält man folgende Erklärung:
„A question in an examination accompanied by several possible answers from which the candidate must try to choose the correct one.“
„Eine Frage in einer Prüfung mit mehreren Antwortmöglichkeiten, aus denen der Kandidat versuchen muss, die richtige auszuwählen.“
Nicht nur englische Muttersprachler verstehen multiple choice als eine Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten und nur einer richtigen Antwort, sondern auch bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär“ wird MC exakt angewendet. Schließlich geht es um viel Geld, das man gewinnen kann.
Bei manchen Prüfungstellen für die NiSV Fachkunde ging es wohl um die Umkehrung von viel Geld gewinnen, zu „viel Geld verlieren“. So soll es akkreditierte Prüfungsstellen geben, die multiple choice mit multiple response Prüfungen verwechseln. Das bedeutet, dass für die Frage gleich mehrere richtige Antwortmöglichkeiten angeboten werden. Das macht die Prüfung ungleich schwerer, denn für unvollständige Antworten gibt es Punktabzüge. Kein Wunder, dass viele NiSV Lernende bei einer hohen Durchfallquote frustriert reagieren.
Daher fordert die DEGEUK e.V. alle Prüfungsstellen auf, einheitliche Prüfungsbedingen zu schaffen und nur noch Multiple Choice Prüfungen durchzuführen, bei der nur eine Antwort richtig sein kann.
Es gibt sehr viele Fragen, die weder mit unserem Beruf etwas zu tun haben. Keiner von uns hat ein Physikstudium hinter sich. Warum müssen wir so etwas lernen. Kundenaufklärung und richtige Anwendung der Geräte ist wichtig und nicht der Physikmist.
Der “Physikmist” kann auch sehr hilfreich sein. In guten NiSV Kursen bekommt man z.B. Informationen und Erkärungen über die Angaben auf Gerätetypenschildern. So kann es fatal sein, wenn man einfach nur auf die korrekte Spannungsangabe [V] schaut und ein x-beliebiges Netzteil als Ersatz anschließt. Man wundert sich dann, weshalb man trotz richtiger Spannung schon wieder eoin defektes Netzteil hat.
Oft steht nicht die Leistung [W] des Netzteil auf denm Geräteschild, sondern beispielsweise nur Output 12 V 2A.
Jetzt wird die Physik interessant. Die Leistung [P] ergibt sich aus dem Produkt von Spannung [V] und der Stromstärke [A]. In unserem Beispiel sind das 12V x 2 A = 60 W. Schließt du nur ein 30W Netzteil an, obwohl die Spannungsangabe richtig ist, hast du schnell den Schaden.
Auch schützen dich die Physik vor unseriösen Geräteanbietern. So soll es doch tatsächlich welche geben, die loben auf ihren Lasergeräten eine Leistungsaufnahme von 5000W aus. Wenn du einen anwendergerechten Kurs besucht hast, kannst du den Schwindel sofort erkennen. Unsere elektrische Versorgung kann bei 230V und einer 16 A Absicherung keine 5000 W bereitstellen.
Du siehst wie wichtig Physik ist, wenn sie andendergerecht verpackt ist. Gute Kurse erkennt man daran, dass man Wissen auch gleich anwenden kann.
Ein bisserl schwierig finde ich, dass z.B. an Hochschulen und wohl auch in der Rechtssprechung systematisch zwischen Multiple Choice und Single Choice unterschieden wird. Ob es auch eine Kennzeichnungsplflicht für Fragen mit Mehrfachauswahl gibt, weiß ich bisher allerdings nicht. In elektronischen Prüfungen der Hochschule Aalen wird das Screenshots zufolge allerdings so gehandhabt.