Frisörgeschäfte bleiben offen während Kosmetikinstitute schließen?

Um die Mythen um den Lockdown zu entzaubern, eine kurze Info an die Betroffenen.

Die Ursache des 2. Lockdowns ist dieselbe wie beim 1. Total-Lockdown. Es geht darum, die Infektionsketten zurück zu verfolgen. Wenn alle Kontakte, die ein positiv Getesteter in der Zeit, in der er kontagiös war, bekannt sind, kann man diese Personen informieren, in Quarantäne stecken, testen und bei negativem Ergebnis aus der Quarantäne entlassen. Positiv getestete werden weiter überwacht, um ggf. schnell reagieren zu können, wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Auf jeden Fall bleiben diese Personen in Quarantäne, auch wenn sie symptomfrei sind, bis sie zum 2. Mal negativ getestet wurden.

Beim ersten Lockdown waren noch viele Unbekannte im Spiel und man hat bei einer relativ niedrigen Zahl Infizierter die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt. Mittlerweile sind Instrumente geschaffen worden, die es erlauben bis zu einer Zahl von 50/100000 Ansteckungen in den Kreisen, mit den Mitteln der Gesundheitsämter einem unkontrollierten Ausbruchsgeschehen entgegen zu wirken. Ist die Zahl der Infizierten höher, sind die Infektionsketten durch die Gesundheitsämter nicht mehr zurück verfolgbar. Ein unkontrolliertes Ausbruchsgeschehen würde innerhalb kurzer Zeit unser Gesundheitssystem an die Grenzen bringen. Die Folge wäre eine furchtbare Situation, wie wir sie in Italien erlebt haben, bei der Ärzte die Triage anwenden mussten. Die Triage, also die Entscheidung darüber wer medizinische Behandlung erhält und wer nicht, ist ethisch in Friedenszeiten nicht vertretbar und somit unbedingt zu vermeiden.

Beim 1. Lockdown wurden Lockerungen beschlossen, als die Zahlen der Infizierten zurückgingen. Zunächst wollte man den Frisören erlauben, ihre Salons zu öffnen. Die DEGEUK hat in Zusammenarbeit mit dem ICADA im April ein Argumentationspapier an alle Ministerpräsidenten und Vollzugsbehörden der Länder geschickt und als Folge wurden Kosmetikinstitute in den meisten Bundesländern die Lockerung gemeinsam mit den Frisörsalons erlaubt oder kam kurz danach.

Der 2. Lockdown ist mit umgekehrten Vorzeichen ähnlich. Jetzt will man Frisörsalons offenlassen, aber Kosmetikinstitute schließen. Die Argumente des 1. Lockdowns sind immer noch gültig, die zur Öffnung der Kosmetikinstitute führten. Der Unterschied zu damals ist, dass jetzt Kosmetikinstitute viel besser und routinierter unter Pandemiebedingungen arbeiten. Weder Frisöre noch Kosmetiker sind an den Ausbrüchen von COVID-19 Erkrankungen beteiligt, wie die Zahlen des RKI eindrucksvoll im Epidemiologischen Bulletin dokumentieren. Weder Frisöre, noch Kosmetikinstitute wurden dort nicht explizit genannt, in keiner Kategorie erfasst, weil sie nicht relevant für das Gesamtgeschehen sind.

Die Arbeitsweise von Kosmetikerinnen ist eine Individual-Behandlung. Eine Kosmetikerin behandelt ein Kunde in einem Raum. Die Arbeitsweise von Frisören ist eher ein Gruppen-Event. Mehrere Frisöre arbeiten an mehreren Kunden gleichzeitig in einem Raum. Dennoch wurden Ausbruchsgeschehen, weder in Frisörsalons noch in Kosmetikinstituten bekannt. Der Grund hierfür, beide Berufsgruppen arbeiten unter Pandemiebedingungen und halten diese ein.

Wir haben diese und weitere Gründe in einem Schreiben an die Verantwortlichen der Ländern geschickt. Wir wären sehr dankbar, wenn die die von der Bundesregierung beschlossenen Schließungsverfügung der Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege durch eine sachlich angemessene Entscheidungsfindung der Länder korrigiert wird.

Das Schreiben an die Ministerpräsidenten kann hier eingesehen werden